50 Jahre Entwicklergeist und praktischer Verstand
In der Ahnengalerie deutscher Unternehmer hätte er sich seinen Platz schon verdient. Bernd Gräwe, Gründer der Firma Ranit GmbH, hat mit Entwicklergeist und dem richtigen Riecher für das passende Produkt seit 1973 in fünf Jahrzehnten Schritt für Schritt eine solide Firma aufgebaut.
Bernd Gräwes Erfolgsprodukt ist eher unscheinbar, und doch dürfte jeder Handwerker es zumindest einmal in der Hand gehalten haben: Es ist der 8-Millimeter-Nageldübel, der ungekrönte König jeder Holzvertäfelung. Das Besondere an dem kleinen Metallstift ist: Er ist sowohl Schraube als auch Nagel, und war damit eine Revolution auf dem Bau. Den verbesserten Dübel dazu erfand Bernd Gräwe gleich mit.
29 Jahre alt war er als der Nageldübel durch seinen Kopf geisterte. Wie das kam, schildert der Firmenchef so: „Ich war damals für eine Dortmunder Firma im Vertrieb, habe Schrauben und Dübel verkauft. So kam ich auf Baustellen und konnte sehen wie die Handwerker arbeiten.“ Er bekam mit, wie ein Handwerker Schrauben in Dübel hineinschlug, um Zeit zu sparen. „Damit machst Du den Dübel kaputt. Nimm doch gleich einen Nagel“, sagte Gräwe. Und der Handwerker konterte: „Haste einen?“ Diesem einen Handwerker konnte Gräwe noch nicht helfen, kurze Zeit später aber Millionen anderen. Der Nageldübel (oder auch NDS wie Nageldübel Schlag) ist bis heute das Nonplusultra.
Doch mit einer einzigen Idee ist es nicht getan, und so begann zu Beginn der 80er-Jahre für Bernd Gräwe und seinen Nageldübel eine berufliche Abenteuerreise. Seinen ersten NDS hatte der 1950 geborene Unternehmer noch handgefeilt. Für die Serie musste eine Produktionsmaschine her, die es nicht gab. „In Lüdenscheid habe ich einen Formenbauer gefunden, der mir eine für 45 000 D-Mark hergestellt hat.“
Dann ging es Schlag auf Schlag. In Herne geboren, fand Gräwe seinen ersten Firmensitz in einer ehemaligen Metzgerei in Wanne-Eickel. Die neue Maschine lief im Ein-Schicht-Betrieb. Schnell mussten die Zahl der Schichten erhöht, neue Maschinen angeschafft werden. Ein Umzug nach Gelsenkirchen folgte. Da wohnte Bernd Gräwe mit seiner Familie schon in Langenbochum. Die Fahrerei war lästig und täglich kam er über die Westerholter Straße an dem neuen Gewerbegebiet vorbei. „Da muss doch wohl noch Platz sein“, dachte er sich und behielt Recht. Die Gespräche mit der Stadt waren erfolgreich.
800 Quadratmeter groß ist sein erstes Firmengebäude. Nebenan wird das Wohnhaus für die Familie gebaut. Doch die Firma geht vor. „Das war immer so“, sagt Tochter Silke ohne Gram. Sie studierte Betriebswirtschaft, schaute sich in großen Unternehmen um und stieg 1996 bei Ranit ein. „Wir sind ein echtes Familienunternehmen“, ergänzt Bernd Gräwe, „denn meine Frau Renate war von Anfang an dabei“.
Die Hertener Ranit GmbH ist kontinuierlich gewachsen. Aus dem ersten Produktionsbereich mit Dübeln, Schrauben und Nägeln sind inzwischen drei geworden. Im zweiten Schritt kamen Halter für den Elektro-Installationsbereich dazu, im dritten spezielle Dübel für die Dämmstoff-Befestigung. Ob Etagenwohnung oder Flughafen: Die Wahrscheinlichkeit, dass Hertener Dübel, Kabelhalter, Cliprohrschellen und mehr Vieles zusammenhalten, ist groß. Dabei liefert Ranit nicht an Endverbraucher sondern an Großkunden im In- und Ausland.
2010 wurde eine eigene Vertriebsgesellschaft in Österreich gegründet. Die Ranit Austria hat ihren Sitz in Rankweil (Vorarlberg). Vier Mitarbeiter sind dort beschäftigt und betreuen Kunden in Österreich, Italien Deutschland, Kroatien, Bosnien, Slowenien und in der Schweiz. Erweitert hat sich Ranit auch in Herten. Eine Lagerhalle steht an der Schlägel-und-Eisen-Straße.
Die Neugründung der RANIT CZ s.r.o ist im August 2022 erfolgt. Hauptsitz ist in der Hauptstadt Prag und die Geschäftsstelle mit Lager ist in Jindrichuv Hradec südlich von Prag. Hier werden die Dämmstoffbefestiger ROCKET Schraubdübel, ROCKET WOOD Holzbefestiger sowie Speziallösungen für WDVS wie z.B. SOL-PAD, WIN-ROCK oder Block 100 angeboten.
2023 wurde die neue Lagerhalle an der Schlägel-und-Eisen-Strasse gebaut und in Betrieb genommen. Darin wird auch die 50-Jahr-Feier mit allen Mitarbeitern und Kunden gefeiert.
Soziale und ökologische Aspekte sind Bestandteile der Firmenphilosophie. „Wir arbeiten mit zwölf Behindertenwerkstätten im Ruhrgebiet und im Sauerland zusammen“, erzählt Silke Gräwe. Damit haben mehr als 100 Menschen mit Handicap eine feste Beschäftigung. Seit dem letzten Jahr nimmt das Unternehmen am Programm Ökoprofit Vest Recklinghausen teil, ein lohnendes Projekt, das über Energieeinsparung auch zu Kostenreduzierung führt.
Patente sind für Bernd Gräwe ein großes Thema. Schon fast 100 Nationale wie Internationale Patente, veröffentliche Schriften und Anmeldungen. Ein Ende seiner Ideenflut ist nicht in Sicht. Und auch in diesem Jahr soll es wieder Neues „Made in Herten“ geben.